12
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
andre lehnten sich an eine deutsche Burg (Spremberg = Spreeburg) oder
ein Kloster (Dobrilugk), manche sind Neugründungen (Landsberg a.d. W.). Sie
sollten Verkehrsmittelpunkte und Zufluchtsstätten der Ansiedler sein; man versah
sie daher mit Mauer, Wall und Graben, die bei vielen noch erhalten sind (Königs-
berg). Sie erhielten vom Landesherrn bestimmte Rechte; manche errichteten
zum Zeichen derselben das Standbild des tapferen Roland (Brandenburg,
Perleberg). Die Gebäude wurden anfangs aus Holz oder Lehmfachwerk, später
aus Stein errichtet. Die Straßen waren eng, krumm und ungepflastert. Auf
einem freien Platze standen Kirche und Rathaus, die stattlichsten Gebäude der
Stadt, an die sich gewöhnlich die Verkaufshallen der Zünfte, die Scharren,
anlehnten. Manche erregen noch heute unsre Bewunderung (Prenzlau, Königs-
berg, Jüterbog).
Bon den heutigen Siedlungen gehören 142 zu den Städten; davon sind
4 Großstädte (über 100000 E.: Berlin 2300000, Charlottenburg 240000, Rix-
dorf 154000, Schöneberg 141000), 16 Mittelstädte (100000—20000e.:Span-
dau 70 000, Frankfurt 64 000, Wilmersdorf 64 000, Potsdam 61 000, Lichteu-
berg 55 000, Brandenburg 51000, Kottbus 46000, Landsberg 37 000, Guben
37 000, Forst 34 000, Köpenick 28 000, Eberswalde 24000, Rathenow 23 000,
Luckenwalde 22 000, Prenzlau 21 000, Fürstenwalde 20 000), 40 Kleinstädte
(20000—5000 E.), 82 Landstädte (unter 5000 E.). Von den 3105 Dörfern
weisen 45 über 3000 E. auf; die größten (20 000—40 000 E.) haben sich bei
Berlin entwickelt (Weißensee 38 000, Groß-Lichterfelde 34 000, Steglitz 33 000,
Rummelsburg 33 000, Pankow 29 000, Reinickendorf 22 000). Trotzdem ver-
hält sich die Landbevölkerung zur Stadtbevölkerung nur wie 1 :1,9. Die acker-
bautreibeuden Siedlungen gehen mit wenigen Ausnahmen leider immer mehr
zurück.
10. Erwerbsquellen.
Sie sind erst im letzten Jahrhundert zu ihrer hohen Entwicklung gelangt.
Die ersten Kolonisten trieben ausschließlich Ackerbau und Viehzucht. Sie
bauten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen an. Ihre Arbeit wurde
erschwert durch die zahlreichen Auerochsen, Elentiere, Wildschweine, Hirsche,
Wölfe und Bären. Die Zisterzienser brachten Gemüse-, Obst- und Weinbau
ins Land. Mit der Gründung der Städte entwickelten sich Gewerbe und Handel
und kamen bald zu hoher Blüte. Die Gewerbe durften nur von den Mitgliedern
der Zünfte (Handwerker-Genossenschaften) betrieben werden. Der Handel
erstreckte sich auf Deutschland und dessen Nachbarländer. Berlin, Prenzlau,
Brandenburg, Guben, Frankfurt, Landsberg usw. gehörten sogar der Hansa an.
Handelsgegenstünde waren Tuch, Leinwand, Krapp, Getreide, Hopfen, Wein,
Fische. Straßen und Flüsse wurden von Wagen und Fahrzeugen belebt.
Nach dem Aussterben der Askanier verfiel das alles. Die Bauern gerieten
durch die Not in Abhängigkeit von den Rittern. Der Dreißigjährige Krieg zer-
störte den Rest. Der Fürsorge der Hohenzollern ist es zu verdanken, daß
die Mark den früheren Zustand wieder erreicht und sogar weit überholt hat.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Personennamen: Krapp
Extrahierte Ortsnamen: Spremberg Spreeburg Perleberg Prenzlau Berlin Charlottenburg Schöneberg Frankfurt Wilmersdorf Potsdam Brandenburg Landsberg Guben Eberswalde Rathenow Luckenwalde Prenzlau Berlin Weißensee Groß-Lichterfelde Steglitz Rummelsburg Pankow Reinickendorf Deutschland Berlin Prenzlau Brandenburg Guben Frankfurt Landsberg
Ergänzung für die Oberstufe.
13
Die durch den Großen Kurfürsten ins Land gerufenen Holländer gründeten in
der ausgesogenen Mark ländliche Musterwirtschaften, die Pfälzer brachten den
Tabakbau mit, die Hugenotten bürgerten gegen 40 Gewerbe, neue Obst- und
Gemüsearten und die Seidenraupenzucht ein. Friedrich Wilhelm I. zog Woll-
spinner und Tuchmacher ins Land mrd entwässerte das Havelländische Luch.
Friedrich der Große legte die drei großen Brüche trocken, besiedelte den Spree-
wald stärker, führte Lupine und Kartoffel ein, förderte Lein- und Plüschweberei.
Den bedeutendsten Aufschwung nahm das Erwerbsleben durch die Aufhebung der
Erbuntertänigkeit der Bauern und die Einführung der Gewerbefreiheit am An-
fange des vorigen Jahrhunderts sowie durch die Einigung unsers Vaterlandes
unter Kaiser Wilhelm I.
Nach der Anzahl der beschäftigten Personen ordnen sich die drei wichtigsten
der heutigen Erwerbsquellen in folgender Weise: Industrie, Bauwesen und
Bergbau (850000 P.), Land- und Forstwirtschaft (450000 P.), Handel und
Verkehr (310000 P.).
Industriegebiete und ihre Erzeugnisse.
Berlin und Umgebung: Möbel, Musikinstrumente, Maschinen (Schwartz-
kopff, Borsig), Waffen (Löwe), ärztliche und optische Instrumente, elektrische
Apparate und Maschinen (Siemens & Halske, Allgemeine Elektrizitätsgesell-
schaft), Farbstoffe, Heilmittel, Kleider, Wäsche, Leder- und Papierwaren.
Niederlausitz und Umgebung: Tuche, Hüte, Leinwand, Glas, Preß-
kohle, Schuhwaren, Leder.
Senke des Finowkanals: Metallwaren, Ziegel.
Havelniederung: Tonwaren, Ziegel.
Oderbruch: Zucker. (Brandenburg erzeugt mehr als das übrige Deutsch-
land.)
Überall: Maschinen, Zigarren, Spiritus, Bier.
Personen-, Handels- und Nachrichtenverkehr.
Chausseen: Überall; von Berlin 14; die erste 1792 zwischen Berlin und
Potsdam.
Eisenbahnen: 5000km; die erste 1838 zwischen Berlin und Potsdam.
Nenne die von Berlin ausgehenden! Nenne die wichtigsten Knotenpunkte!
Bestimme nach dem Kursbuche die Entfernung, den Preis Iii. Klasse, Abgang
und Ankunft des Zuges zu einer Fahrt von deiner Heimat nach Berlin!
Wasserstraßen: Nenne die schiffbaren Flüsse und Kanäle! Durch Berlin
gehen jährlich 45000 Fahrzeuge; Küstrin berühren auf der Oder 5367, auf der
Warthe 7985 Fahrzeuge. Die beförderten Güter sind vorzugsweise Kohle,
Mauersteine, Dachziegel, Getreide, Holz.
Telegraph, Telephon, drahtlose Telegraphie: Telegraph und Tele-
phon überziehen die Mark in oberirdischen und unterirdischen Linien mit einem
dichten Netze. Berlin besitzt die größte Stadt-Fernsprechanlage der Welt. Von
den Stationen für drahtlose Telegraphie ist die bei Nauen mit ihrem 103 m hohen
Turme die größte.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Niederlausitz Brandenburg Berlin Berlin Potsdam Berlin Potsdam Berlin Berlin Berlin Berlin Nauen
14
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Zur Förderung der Erwerbsverhältnisse dienen die sog. Kammern
(Vereinigungen von gewühlten Vertretern) für Landwirtschaft, Gewerbe und
Handel, die landwirtschaftlichen Winterschulen (Dahme, Königsberg, Friede-
berg), die Obst- und Gartenbauschulen (Wittstock, Krossen), die Baugewerk-,
Gewerbe- und Handelsschulen, die kaufmännischen, gewerblichen und ländlichen
Fortbildungsschulen, die Sparkassen, Banken und Vorschußvereine, die Feuer-
und Hagelversicherungen.
11. Geschichtliche Entwicklung.
1134 Albrecht der Bür wird durch Kaiser Lothar erblicher Markgraf der Nord-
mark (Altmark); er erobert die Stadt Brandenburg und benennt sein Ge-
biet krach ihr. Er erwirbt später die Prignitz, die Zauche, das Havelland,
den Teltow.
1225 Seine Nachfolger Johann I. und Otto Iii. kaufen den Barnim, erwerben
die Uckermark, kaufen das Land Lebus und Sternberg, erobern die Neu-
mark.
1356 Die Mark wird ein Kurfürstentum.
1445 Friedrich Ii. kauft Kottbus.
1482 Albrecht Achilles erwirbt Züllichau, Krossen, Sommerfeld.
1490 Johann Cicero kauft Zossen.
1524 Joachim I. erwirbt die Grafschaft Ruppin.
1535—71 Die Mark ist in die Kurmark (Joachim Ii.) und in die Neumark (Jo-
hann von Küstrin; heutige Neumark, Land Sternberg, Kottbus) geteilt.
1648 Der Große Kurfürst erwirbt jetzt und später kleine Gebietsteile.
1815 Die Mederlausitz wird erworben und Brandenburg angegliedert, die Alt-
mark kommt zur Proviuz Sachsen. Die Provinz erhält also ihre heutige
Gestalt und wird in Regierungsbezirke und Kreise geteilt.
Das Wappen der Provinz ist der rote Adler mit goldenem Schnabel und
goldenen Klauen in: silbernen Felde. Ihre Farben sind Rot (oben) und Weiß.
An der Gesetzgebung nimmt die Mark teil durch Entsendung von 35 Mit-
gliedern des Herrenhauses, 45 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses, 26 Reichs-
tagsabgeordneten.
12. Verwaltung.
An der Spitze der Provinz steht der Oberprüsident, der seinen Sitz in
Potsdam hat. Er übt die Oberaufsicht über die Regierungen aus und wacht
darüber, daß die Gesetze ausgeführt werden. Sodann leitet er alle öffent-
lichen Angelegenheiten, die sich auf die ganze Provinz erstrecken. So sorgt
er für Erhaltung der Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser, Taub-
stummenanstalten usw.; so überwacht er die Arbeiten des Provinzial-
schulkollegiums, unter dem die höheren Lehranstalten stehen, des Medi-
zinalkollegiums, welches das Gesundheitswesen unter sich hat, und des
Konsistoriums, das die Angelegenheiten der evangelischen Kirche ordnet (diese
3 Behörden befinden sich in Berlin); so beaufsichtigt er die Provinzial-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Lothar Johann_I. Johann_I. Otto Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Sommerfeld Johann_Cicero Johann Joachim_Ii Neumark Sternberg
Ergänzung für die Oberstufe.
15
Steuerdirektion und alle nichtstaatlichen öffentlichen Einrichtungen der Kreise,
Städte und Dörfer. Die Wünsche der Provinz werden ihm durch den Provin-
ziallandtag, dessen Mitglieder die Bewohner der Provinz wählen, zum Aus-
druck gebracht. Dieser tritt alle 2 Jahre in Berlin zusammen. Die Beschlüsse des
Provinziallandtages werden durch den Provinzialausschuß vorbereitet und
ausgeführt, an dessen Spitze der Landesdirektor steht.
Die Provinz gliedert sich in die beiden Regierungsbezirke Potsdam
und Frankfurt und in die Stadt Berlin. (Bestimme ihre Grenzen nach der
Karte!) An der Spitze jedes Regierungsbezirkes steht die Königliche Re-
gierung, die vom Regierungspräsidenten geleitet wird. Sie setzt sich
aus 3 Abteilungen zusammen, der Abteilung des Innern (innere Ver-
waltung und Polizei), der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen und
der Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten. Jeder
steht ein Oberregierungsrat vor (der 1. der Präsident selbst), unter dein
die Regierungsräte die einzelnen Zweige bearbeiten. Wie der Oberpräsident
den Provinzialausschuß, so hat der Regierungspräsident bei Beaufsichtigung
der nichtstaatlichen öffentlichen Angelegenheiten den Bezirksausschuß be-
ratend zur Seite. Der Bezirk Berlin wird vom Polizeipräsidenten, den
der König emennt, und den städtischen Behörden verwaltet.
Jeder Regierungsbezirk gliedert sich in Kreise. Diese sind entweder Land-
kreise (31), die ein größeres Gebiet mit kleinen Städten und Dörfern umfassen,
oder Stadtkreise (13), die von den Städten mit mehr als 25 000 Einwohnern
gebildet werden. (Nenne die Land- und Stadtkreise der Provinz nach der Karte!)
Der oberste Beamte des Landkreises ist der Landrat. Ihm steht beratend
der Kreisausschuß zur Seite. Die Bewohner des Kreises werden durch den
Kreistag vertreten, der unter Vorsitz des Landrats über die öffentlichen An-
gelegenheiten berät. Zur Beaufsichtigung einzelner Zweige der Verwaltung
sind diesem der Kreisarzt, der Kreistierarzt und der Kreisbauinspektor
beigegeben. Die Stadtkreise werden durch die städtischen Behörden
verwaltet.
Die Kreise gliedern sich wieder in Amtsbezirke. Zu jedem gehören mehrere
Dörfer und Gutsbezirke. An der Spitze steht der Amtsvorsteher, der die
Polizeigewalt ausübt.
Die Städte werden durch Magistrat und Stadtverordnetenver-
sammlung verwaltet. Der Magistrat besteht aus dem Bürgermeister, dem
Beigeordneten und mehreren andern Mitgliedern (Ratsmännern-, Rats-
herren, Stadträten), die von den Stadtverordneten zu wählen sind. Die Stadt-
verordneten selbst werden von den Bürgern gewühlt. In ihren Versammlungen
bringt man alle städtischen Angelegenheiten zur Sprache; ihre Beschlüsse bedürfen
der Zustimmung des Magistrats.
Im Dorfe entspricht dem Bürgermeister der Gemeindevorsteher, dem
Magistrat die 2 Schöffen, den Stadtverordneten die Gemeindevertretung.
Die evangelische Kirchengemeinde leiten in Stadt und Land der Ge-
meindekirchenrat, an dessen Spitze der Pfarrer steht, und die kirchliche
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Berlin
16
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Gemeindevertretung. Mehrere Kirchengemeinden bilden eine Diözese,
deren Haupt der Superintendent ist. Ihre Verwaltung liegt der Kreis-
synode (Superintendent, sämtliche Geistliche, gewählte Mitglieder) ob; sie
tritt jährlich einmal zusammen. Die Kreissynoden wählen Abgeordnete zur
Provinzialsynode, an deren Spitze das Konsistorium, die oberste Kirchen-
behörde der Provinz, steht; sie tritt alle 3 Jahre zusammen. Im Aufträge
des Konsistoriums üben 3 Generalsuperintendenten (Berlin, Kurmark,
Neumark und Niederlausitz) die Aufsicht über die Geistlichen und die Gemeinden
aus.
Die katholischen Bewohner der Provinz stehen teils unter dem Fürst-
bischof von Breslau, teils unter dem Propst von Berlin. Unter diesen
üben mehrere Erz priest er die Aufsicht über die Pfarrer und die Gemeinden aus.
Die Schulaufsicht liegt in den Dörfern und Städten den Ortsschul-
inspektoren ob. Über ihnen stehen die Kreisschulinspektoren, die im Na-
men der Regierung ihres Amtes walten. Die äußeren Angelegenheiten der
Schulen werden in den Dörfern durch den Schulvorstand, in den Städten
durch die Schuldeputation geordnet.
13. Einteilung in Regierungsbezirke und Kreise (Kreisstädte).
A. Bezirk Berlin (63,5 qkm).
B. Regierungsbezirk Potsdam (20 643 qkm): 1. Prenzlau (Prenzlau),
2. Templin (Templin), 3. Angermünde (Angermünde), 4. Ober-Barnim (Freien-
walde), 5. Stadtkr. Lichtenberg, 6. Nieder-Barnim (Berlin), 7. Stadtkr. Char-
lottenburg, 8. Stadtkr. Wilmersdorf, 9. Stadtkr. Schöneberg, 10. Stadtkr. Rix-
dorf, 11. Teltow (Berlin), 12. Beeskow-Storkow (Beeskow), 13. Jüterbog-
Luckenwalde (Jüterbog), 14. Zauch-Belzig (Belzig), 15. Stadtkr. Potsdam,
16. Stadtkr. Spandau, 17. Osthavelland (Nauen), 18. Stadtkr. Brandenburg,
19. Westhavelland (Rathenow), 20. Ruppin (Neu-Ruppin), 21. Ostprignitz
(Kyritz), 22. Westprignitz (Perleberg).
0. Regierungsbezirk Frankfurt (19198 qkm): 1. Königsberg (Königs-
berg), 2. Soldin (Soldin), 3.Arnswalde (Arnswalde), 4. Friedeberg (Friedeberg),
5. Stadtkr. Landsberg, 6. Landsberg (Landsberg), 7. Lebus (Seelow), 8. Stadtkr.
Frankfurt, 9. Weststernberg (Drossen), 10. Oststernberg (Zielenzig), 11. Züllichau-
Schwiebus (Züllichau), 12. Krossen (Krossen), 13. Stadtkr. Guben, 14. Guben
(Guben), 15. Lübben (Lübben), 16. Luckau (Luckau), 17. Kalau (Kakau),
18. Stadtkr. Kottbus, 19. Kottbus (Kottbus), 20. Stadtkr. Forst, 21. Sorau
(Sorau), 22. Spremberg (Spremberg).
Druck von Brcitkopf & Hörtel in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
I. Geschichte
von Schulrat Friedrich Tromnau in Königsberg i. Pr.
A. Deutsche Geschichte.
I. Die alten Deutschen.
1. Das Land. In uralten Zeiten bedeckten undurchdringliche Wälder den
größten Teil unsers deutschen Vaterlandes. Mächtige Eichen, Buchen, Tannen
und andre Waldbäume stauben so dicht beieinander, daß die Sonnenstrahlen
nicht durchdringen konnten, um den Boden zu trocknen und zu ertvärmen.
Daher war das Erdreich sumpfig und die Luft rauher als jetzt. Die Flüsse traten
oft aus ihren Ufern, überschwemmten das Land und bildeten ungeheure Mo-
räste. Es fehlte jedoch nicht an ausgedehnten Ackerflächen, auf denen besonders
Hafer, Gerste und Flachs gewonnen wurden. Edle Obstarten und süße Wein-
trauben gediehen nicht; aber wildes Obst, Spargel und riesige Rettiche wuchsen
in großer Menge. Im Dickicht der Wälder hausten Auerochsen, Bärerr und
Wölfe; auch Elcutiere, Hirsche, Wildschweine urrd Kleinwild (Hasen, Füchse,
Hühnez waren zahlreich vertreten. Aus den grasreichen Wiesen tummelten
sich Pferde, Rinder und Kleinvieh (Schafe, Schweine, Hühners in großen Her-
derr, die den Reichtum ihrer Besitzer ausmachten.
2. Die ältesten Bewohner. Uber die ältesten Bewohner des Landes gibt es
keine bestimmten Nachrichten. Überreste von Knochen, Waffen und Hausgeräten
sind die einzigen Zeu-
gen aus dunkler Vor-
zeit (Bild 1). Sie leh-
ren uns, daß die Ur-
bewohner in Höhlen
hausten und zusammen
mit Mammut, Höhlen-
bär und Renntier ein
fast tierisches Leben
führten. Spätere An-
siedler legten zu ihrem
Schutze Pfahlbauten
an. Sie schlugen in
den Grund der Ge-
wässer starke Pfähle
ein, die über das Wasser
hinausragten. Auf denselben befestigten sie eine wagerechte Schicht von Baum-
stammen und errichteten darauf ihre Hütten, die nur durch vcrlegbare Holz-
brücken zu erreichen waren. Tie Bewohner dieser Pfahlbauten kannten bereits die
Hirts neues Realienbuch. Geschichte. .
1. Geräte der Steinzeit.
Drei steinerne Äxte, davon eine ohne Handhabe, eine steinerne Speerspitze
und zwei Holzspecre mit Spitzen aus Renntiergeweih.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Tromnau Friedrich
2
Geschickte,
I
meisten unsrer Haustiere. Sie trieben auch Ackerbau und brachten durch Jagd und
Raub alles zusammen, was sie sonst noch zu ihrem Unterhalt brauchten. In noch
späterer Zeit wanderten die Kelten in das Land ein, nahmen'es in Besitz und ver-
drängten die bisherigen Insassen.
3. Unsre Vorfahren.
a) Herkunft und Aussehen. Im vierten Jahrhundert vor Christi Ge-
burt wanderten aus Asien große Völkermassen in das Land ein und drängten
die Kelten über den Rhein und die Donau zurück. Die Eindringlinge erhielten
von den Römern den Namen Germanen, was so viel wie Nachbarn bedeutet.
Sie waren von hohem, schlankem Wuchs und besaßen eine gewaltige Körper-
kraft. Mit ihren blauen Augen blickten sie trotzig in die Welt. Langes, blondes
Haar, zarte Hautfarbe und gerötete Wangen gaben ihnen ein schönes Aus-
sehen. Die rauhe Natur des Landes hatte sie an Ertragung von Kälte und
Hunger gewöhnt. Durst und Hitze wurden ihnen jedoch leicht lästig.
d) Kleidung und Lebensweise. Die Männer trugen wollene Röcke
und darüber im Sommer leichtes, im Winter schweres Pelzwerk von erlegten
Tieren. Die Beine waren durch Beinkleider geschützt. Der Kopf blieb in der
Regel unbedeckt, selbst in Kampf und Streit. Um ihre Feinde zu schrecken,
setzten sie zum Kampfe mitunter ausgehöhlte Köpfe von wilden Tieren aufs
Haupt. Als Schmuck dienten ihnen Halsketten, Arm- und Fingerringe. —Spät
am Morgen erhob sich der Hausherr von seinem Lager, nahm ein reichliches
Frühstück ein und ging dann auf die Jagd oder zu einer Versammlung freier
Männer. Nicht selten wurde er lange Zeit durch Krieg in Anspruch genommen.
Häusliche Arbeiten zu verrichten, galt eines freien Mannes unwürdig.
Die Hausfrau stand in hohem Ansehen. Sie verwaltete das Hauswesen
und gebot über die Mägde in Haus und Feld. Überall legte sie selbst Hand an;
sie achtete auf Reinlichkeit und hantierte fleißig mit Schere und Nadel. Das
hemdartige Leinenkleid hing den Frauen bis auf die Knöchel herab und ließ
Hals und Arme frei. Nach und nach wurde es Sitte, daß Frauen und Mäd-
chen über diesem leichten Gewände um die Hüften einen Gürtel und um die
Schultern eine Tunika mit Ärmeln trugen. Außer dem Hause legten sie noch
einen mantelartigen Überwurf an, der über der Brust durch eine Spange zu-
sammengehalten wurde. Ringe, Ketten und Spangen dienten ihnen als Schmuck.
Für Speise und Trank brauchten die Frauen nicht zu sorgen; denn in Küche
und Keller walteten die Knechte. Sie bereiteten die Speisen von Wildbret
und Fischen, von dem Fleisch der Haustiere, von Milch, Honig und den Früchten
des Feldes. Von berauschenden Getränken genossen die alten Deutschen reich-
lich Bier und Met, besonders bei festlichen Gelegenheiten.
e) Wohnung. Die alten Deutschen wohnten in Dörfern, deren Gehöfte
weit auseinander lagen. Zu jedem Dorfe gehörte gemeinsames Wald- und
Weideland. Von den Wohnhäusern lag der untere Teil in der Erde. Die
Wände bestanden entweder aus übereinandergelegten Baumstämmen oder
aus Fachwerk. Die Dächer waren mit Schilf oder Stroh gedeckt. Fenster
und Schornsteine gab es nicht. Licht und Rauch mußten ihren Weg durch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
4
Gescknckite.
I
haften Männern. Ein stehendes Heer gab es nicht. Wenn aber der Heerbann
aufgeboten wurde, zogen alle freien Männer in den Kampf. Als Waffen für den
Angriff gebrauchten sie Speer und Schwert, Streitaxt, Pfeil und Bogen. Jeder
Stamm bevorzugte die eine oder die andre Waffe. Ein großer Schild aus
starkenr Weidengeflecht diente ihnen zum Schutz. Der Angriff geschah mit stür-
mischer Wut. Oft suchten sie dabei den Feind durch Schlachtgesang zu
schrecken. Wer seinen Führer im Stich ließ, verfiel in Schande. Wer ohne
Schild aus dem Kampfe heimkehrte, galt als ehrlos. Wenn die Stämme auf
der Wanderung waren, blieben die Frauen und Kinder hinter dem kämpfenden
Heere zurück und feuerten von der Wagenburg aus die Krieger zur Tapferkeit an.
g) Erziehung der Jugend. Die Kinder wurden in ihrer Jugend nur von der
Mutter erzogen. Sie erzählte ihnen von den Helden früherer Zeiten, sang ihnen
Lieder vor und hielt sie zu gutem Betragen an. Wenn der Knabe größer wurde,
leitete der Vater seine Erziehung. Er unterrichtete ihn im Laufen, Reiten, Jagen,
Schwimmen und im Gebrauch der Waffen. Auch machte er ihn mit den Rechten der
freien Männer bekannt. War der Knabe zum kräftigen Jünglinge herangewachsen,
so eiupsing er in feierlicher Volksversammlung die Waffen als Zeichen eines freien,
wehrhaften Mannes. Dies war der schönste Tag seines Lebens. — Die Töchter blieben
bis zu ihrer Verheiratung unter der Obhut ihrer Mütter. Sie halfen ihnen bei der
Führung der Wirtschaft und bereiteten sich auf den Beruf der Hausfrau vor.
li) Sitten und Gebräuche. Wenn ein Jüngling sich verheiraten ivollte, so
mußte er seine Braut von ihrem Vater loskaufen. Als Kaufpreis galten anfangs
Pferde und Waffen, später wurde bares Geld bis zur Höhe von 1000 Mark gezahlt.
War der Kaufpreis in Gegenwart von Zeugen erlegt, dann fand die Hochzeit statt.
Mgn band der Braut ihr herabwallendes Haar auf und steckte es unter die Haube.
Darauf wurde ihr Gürtel mit einem Schlüsselbund geziert, um anzudeuten, daß sie
von nun an alles verschließbare Eigentum des Mannes zu verwalten habe. Neben ihr
stand ein Jüngling und überreichte dem Bräutigam ein blankes Schwert, um anzu-
deuten, daß er nunmehr ihr Beschützer sei. Dann steckte ihr der Bräutigam einen Ring
an den Finger und begab sich mit ihr zum Hochzeitsschmaus. Danach fuhr das junge
Paar mit allem, was ihm gehörte, in frohem Zuge nach der Behausung des Bräutigams.
Wenn jemand starb, erhoben die Angehörigen laute Totenklage. Ter Leichnam
wurde verbrannt, die Asche gesammelt und in einer Urne begraben. In diese legte
man auch alles, was dem Toten lieb und wert gewesen war, besonders Schmuck-
gegenstände und Waffen. Bei den Stämmen, die anr Meere wohnten, band man
mitunter den Toten an den Mast eines kleinen Schiffes, häufte um ihn sein liebstes Gut,
zündete das Schiff an und ließ es mit ausgespannten Segeln ins offene Meer treiben.
i) Religion. Die alten Deutschen waren Heiden. Ihr oberster Gott, der ein-
äugige Wodan, galt als Schöpfer alles Lebens und Geber alles Guten. Wenn die
Frühlingsstürme den Winter verjagten, so glaubte man, das Toben von Wodans
wildem Jagdzug zu hören, dem er mit großem Hut auf weißem Roß voranritt. Auf
seinen Schultern saßen zwei Raben, die ihn: alles zuflüsterten, was in der Welt vor-
ging. In dem Zuge befand sich aber auch Loki, der Gott alles Bösen. Die andern
Götter galten als Söhne und Töchter Wodans und seiner Gemahlin Frigga. Aus
ihrer großen Zahl wurden besonders Donar, der Donnergott, und Ziu, der Kriegs-
gott, verehrt. Die alten Deutschen glaubten aber auch an Riesen und Zwerge, an
Hexen und Nixen, an Haus-, Wald- und Wassergeister.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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I
A. Deutsche Gesch'chte.
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Ter Gottesdienst fand in stillen Wäldern, auf hohen Bergen, an murmelnden
Quellen, an einsamen Seen oder unter mächtigen Bäumen statt. Gebet, Opfer und
Befragung der Götter über die Zukunft bildeten die Hauptbestandteile des Gottes-
dienstes. Zum Dank- oder Sühnopfer dienten Tiere des Hauses. Im Kriege begoß
man den Opferstein mitunter auch mit dem Blute der Gefangenen. Bei großen Festen
und zur Zeit der Sonnenwende wurden aus hohen Bergen Feuer angezündet, und
beim Festschmaus fanden sich oftmals Sänger ein, die zum Preise der Götter und
Helden Lieder sangen und den Gesang mit Harsenspiel begleiteten.
4. Tic Deutschen im Kampfe mit den Römern.
a) Das Eindringen der Römer in Deutschland. Schon lange vor
Christi Geburt wurde das heutige Italien voit den Römern bewohnt. Sie
hatten ihre Herrschaft fast über alle Länder ausgebreitet, die inan damals kannte.
Der Kaiser Augustus wollte auch das Land der Germanen erobern. Sein
Feldherr Drusus drang vom Rhein aus nncl) harten Kämpfen bis zur Elbe
vor. Dort soll ihm ein Germanenweib vmi riesenhaftem Wuchs erschienen
sein, das ihn vor weiterem Vordringen warnte und seinen baldigen Tod voraus-
sagte. Er kehrte um, stürzte bald darauf vom Pferde, brach dabei den Schenkel
und starb in Mainz.
Der nachfolgende Kaiser Tiberius stellte sich freundlich zu den Germanen,
doch nährte er die Uneinigkeit unter den einzelnen Stämmen, erwies ihren
Führern große Ehre und wußte deutsche Jünglinge zu bewegen, in römische
Dienste zu treten. Die Weltstadt Rom mit ihren Herrlichkeiten, die Aussicht
auf Ruhm, Ehre und Reichtum lockten namentlich vornchine Krieger zum
Eintritt ins römische Heer. Sic wurden wegen ihrer Treue und Tapferkeit
bald so geachtet, daß sich die römischen Kaiser aus ihren Reihen ihre Leibwächter
wählten. Bei dem guten Einvernehmen mit den Germanen dmfte cs Tiberius
wagen, tief in das Innere des Landes vorzudringen. Der Widerstand der
Germanen schien gebrochen. Da brach südlich von der Donau ein Ausstand
aus. Um ihn zu unterdrücken, mußten die Römer den größten Teil ihres
Heeres aus Deutschland zurückziehen. Über den Rest des Heeres wurde der
Statthalter Varus als Befehlshaber eingesetzt. Er war früher in Asien ge-
wesen und versuchte nun, die Germanen ebenso zu behandeln wie die Völker
dort: freie Männer wurden körperlich gezüchtigt oder gar hingerichtet; den
mit Rom befreundeten Stämmen legte er Steuern auf und richtete sie nach
römischem Rechte. So versetzte er das ganze Land in gewaltige Aufregung.
b) Armin der Befreier. In dieser Not trat Armin als Netter auf.
Er war der Sohn eines Cheruskerfürsten uird hatte im römischen Heeresdienst
die Kriegskunst der Römer erlernt, auch das römische Bürgerrecht und die
Ritterwürde erworben. Sein Herz aber war deutsch geblieben. In dunkeln
Wäldern versammelte er die freien Germanen und bereitete einen großen
Ausstand vor. Dann ließ er das Gerücht verbreiten, daß sich ein an der Eins
wohnender Stamm empört habe. So lockte er Varus, der sich während des
Sommers an der Weser aufgehalten hatte, tiefer und tiefer in die undurch-
dringlichen, sumpfigen Wälder. Unter dem Vorwände, er wolle Hufstruppen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Christi Augustus Drusus Tiberius Tiberius Tiberius Varus Armin Varus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Rhein Mainz Rom Donau Deutschland Asien